"Trau dich! Es lohnt sich!"

„Trau dich! Es lohnt sich!“ – mit dieser ermutigenden Botschaft wendet sich Wiebke Hendeß an Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung. Die Beraterin wünscht sich, dass noch mehr junge Menschen den Schritt ins Ausland wagen. Denn unabhängig von individuellen Einschränkungen ist ein Auslandsaufenthalt während des Studiums in jeder Hinsicht eine bereichernde Erfahrung.

„Der Aufwand im Vorfeld ist natürlich sehr hoch“, räumt Wiebke Hendeß ein. Während nicht behinderte Studierende bereits mit Finanzierungsfragen, Wohnungssuche und Stundenplanorganisation ausgelastet sind, kommen bei Studierenden mit Handicap noch zahlreiche individuelle Themen hinzu: von der Frage, wie notwendige Medikamente beschafft werden können bis hin zur Orientierung und Mobilität vor Ort. 

„Viele schreckt dieser zusätzliche Planungsaufwand ab“, weiß Hendeß aus Erfahrung. Um diese Hürden zu überwinden, stellt ihre Beratungsstelle umfangreiche Informationen online bereit. Ihr wichtigster Rat: „Beginnt frühzeitig mit der Planung, damit genügend Zeit für alle Vorbereitungen bleibt.“

Bessere Fördermöglichkeiten

In den letzten Jahren haben sich die Fördermöglichkeiten für Studierende mit Behinderung oder chronischer Erkrankung deutlich verbessert – ein weiterer guter Grund, über ein Auslandsstudium nachzudenken. So berücksichtigt das Programm Erasmus+ inzwischen bereits Menschen mit einem Grad der Behinderung ab 20 (zuvor 50). Auch Studierende mit chronischen Erkrankungen können die Förderung erhalten. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat ebenfalls seine Förderbedingungen angepasst, sodass mehr Studierende finanzielle Unterstützung erhalten. 

Auch vorbereitende Reisen können bezahlt werden

„Gut zu wissen ist auch, dass so genannte vorbereitende Reisen an die potenzielle Gasthochschule gefördert werden können“, berichtet Wiebke Hendeß. „Das hilft Studierenden, vorab zu prüfen, ob ihr Vorhaben tatsächlich umsetzbar ist.“

Wiebke Hendeß berät Ratsuchende nicht nur persönlich in ihrem Büro, sondern ganz flexibel auch telefonisch und online.

Womöglich sogar leichter als in Deutschland

Eine bemerkenswerte Erfahrung wird der Beraterin von Studierenden nach deren Auslandsaufenthalt immer wieder geschildert: Dass es im Ausland sogar leichter gewesen sei als in Deutschland, zumindest, was die Rahmenbedingungen im Alltag mit Behinderung angeht. In vielen Ländern sind Barrierefreiheit und alltägliche Unterstützungsmöglichkeiten besser ausgebaut als in Deutschland, berichten die Heimkehrer.

Bestärkend für das ganze weitere Leben

Ein Auslandsaufenthalt gibt immer einen Anstoß für persönliches Wachstum. „Allein in einer unbekannten Umgebung zurechtzukommen, gibt unheimlich Vertrauen in die eigene Unabhängigkeit. Das ist bestärkend für das ganze weitere Leben“, unterstreicht Wiebke Hendeß. Viele entwickeln zudem neue Strategien im Umgang mit ihrer Erkrankung oder Behinderung, von denen sie auch in ihrem weiteren Alltag in der Heimat profitieren. 

Und natürlich gilt: „Ein Auslandsaufenthalt macht sich immer hervorragend im Lebenslauf. Gerade Menschen mit Behinderung können so späteren Arbeitgebern zeigen, dass sie Herausforderungen erfolgreich meistern – auch im internationalen Kontext.“

Persönliche Beratung unterstützt

Eins steht fest: Damit junge Menschen sich diesen Schritt zutrauen, brauchen sie umfassende Informationen. Die bietet Wiebke Hendeß nicht nur in der persönlichen Beratung, sondern auch in größeren Info-Veranstaltungen in Kooperation mit allen drei Hochschulen im Nordwesten.

Im Ausland ist der Alltag mit Behinderung nicht selten sogar einfacher als in Deutschland.

Wege der Beratung

Zahlen aus der Beratung

Art der Behinderung bzw. chronischen Erkrankung

Psychische Erkrankung 125
Körperbehinderung 81
Chronische Erkrankung 69
AD(H)S 39
Autismus 30
Hörbehinderung 20
Lese-Rechtschreib-Schwäche 11
Sehbehinderung 4
Unklare Beeinträchtigung 2
Nichtbehindert* 93

62 Ratsuchende hatten mehrere Behinderungen/Beeinträchtigungen. Die Art der Behinderung ist in der Übersicht jeweils erfasst.
*In diese Gruppe fallen auch Angehörige von Betroffenen sowie Hochschulangehörige, die zum Thema Studium mit Behinderung Rat einholen. 

Themen der Beratung

Nachteilsausgleich 223
Behinderungsbewältigung 179
Studienfinanzierung 116
Studium (z.B. Hilfsmittel, Zulassung) 70
Wohnen 32
Arbeitssuche/Karriereplanung 23
Sonstige Themen 46